Jacky Terrasson – Trio

Roter Saal im Schloss, Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig

Jacky Terrasson – Piano
Thomas Bramerie – Bass
Lukmil Perez – Schlagzeug

BeitragsbildJacky Terrasson, so die französische Wochenzeitschrift Telerama, sei ein „Pianist des Glücks“. Mit seiner Improvisationslust, Lebensfreude und Spontanität gelingt es diesem außerordentlichen Pianisten, sein Publikum Mal um Mal aufs Neue zu begeistern.

Jacques-Laurent Terrasson wurde 1965 als Sohn einer Afro-Amerikanerin und eines Franzosen in Berlin geboren. Er wuchs in Paris auf. 1993 gewann Jacky den renommierten Thelonious-Monk-Wettbewerb als talentiertester Jazz-Pianist des Jahres, anschließend ging er mit Betty Carter auf Tournee. Er entschloss sich, nach New York zu ziehen, wo er noch heute lebt. Genau ein Jahr nach seinem Triumph beim Thelonious-Monk-Wettbewerb wurde Jacky Terrasson vom New York Times – Magazin zu einem der „30 Künstler, die das Potenzial haben, die amerikanische Kultur in den nächsten 30 Jahren zu verändern“ gewählt.

Er erhielt einen Vertrag beim legendären US-Plattenlabel Blue Note. Seine drei ersten Aufnahmen für Blue Note in Trio-Formation waren „Jacky Terrasson“, „Reach“ und „Alive“. Es folgten diverse Platten mit Cassandra Wilson, Michael Brecker, Charles Aznavour oder Jimmy Scott, für den er die Musik des Albums „Heaven“ arrangierte. Witz, Raffinesse und Fantasie sind Begriffe, die im Zusammenhang mit Jacky Terrasson immer wieder auftauchen. Offen für die verschiedenen Strömungen des modernen Jazz geht Terrasson seither seinen Weg und erarbeitete sich einen individuellen Stil: subtil, basierend auf brillanter Technik, mit hoher Dynamik und einer scheinbar unerschöpflichen Kreativität.

Das Gespür für Nuancen und dramaturgische Entwicklungen zeichnet auch Jacky Terrassons aktuelles Trio mit dem profilierten Bassisten Thomas Bramerie aus Frankreich und dem kubanischen Schlagzeuger Lukmil Perez aus. Die drei Musiker beherrschen ein Gestaltungsmittel, das seinen Reiz aus dem Überraschungseffekt bezieht: plötzliche oder langsame Veränderungen des Tempos, das Spiel mit der Zeit.

Der „Rough Guide Jazz“ bemerkt über Terrasson: „Seine Auftritte können sehr lustig sein.“ Freuen wir uns auf einen Abend mit dem Trio eines großen internationalen Stars des aktuellen Jazz, auf viel Groove, Swing und Leidenschaft.

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Karten:

Eintritt: Abendkasse 20 € / 18 € (ermäßigt) / 10 € (SchülerInnen)

Mit freundlicher Unterstützung:
Hoffmann Maschinen- und Apparatebau GmbH
Kulturinstitut der Stadt Braunschweig

Kritik zu “Jacky Terrasson – Trio”

Der Herr der Tasten

Jacky Terrasson Trio genießt die Jazzclub – Atmosphäre des Roten Saales im Braunschweiger Schloss

Er ist ein Mann des Sowohl-als auch. Entschieden setzt er sich ans Piano. Klare Gestik gegenüber seinen Mitspielern. Auch verbale Einwürfe, selbst dem Publikum gegenüber, fast herrisch. Andererseits Hip-Shake am Klaviersessel, Lachen, Mitsingen beim Spiel. Animation des Publikums, rhythmische Akzente abfordernd. Man versteht ziemlich gut, warum renommierte Jazz-Ladies wie Betty Carter oder Cassandra Wilson sich seiner Klavier-und Arrangementfähigkeiten bedienen wollten. Was für eine Anschlagskultur, von der derben rechten Pranke bis zum nahezu zärtlichen Tastenstreicheln. Jedes Gefühl, jeder Gedanke findet seinen Ausdruck.

Welch nahezu überbordende musikalische Ideenfülle. Rätselhaft. Gesprächsfetzen in der Pause, nach dem Konzert: „Klar, das war „Funny Valentine!“ Aber was war das dazwischen? Michael Jackson hat er auch eingebaut, „Beat it“! Aber dann? Weiß ich nicht!“ Gospeligen Kadenzen, könnte vielleicht „My Church“ gewesen sein. Melancholische Walzerpassagen, manche tippten auf Chopin. Terrasson war an Quizlösungen nicht interessiert, es gab keine Ansagen dazu, er kreierte einfach.

So ein Mann konnte einfach nicht Sideman bleiben. Er musste nach vorn, Bestimmer werden. Und er ist es in einem amerikanischen Sinne, wie wir es von Miles oder Trane und bis in die heutigen Tage kennen. Das nun braucht Mitspieler, die in ihrer Rolle eigenartig traditionell bleiben, dienend. Das heißt nicht, dass Thomas Bramerie am Kontrabass und Lucmil Perez am Schlagzeug nicht zu glänzen verstanden. Beide hatten sich extrem in die musikalischen Einfälle ihres Chefs hineinzuhören. Bramerie leistete teilweise Schwerstarbeit dabei, das rhythmische Fundament stabil zu halten. Und Perez hatte die höchst unterhaltsame Aufgabe, so ein Fundament luftig erscheinen zu lassen. Aber Freiheit von der Rolle der Timekeeper gab es kaum, beeindruckende Soli ausgenommen.

Andererseits geht auch nur so Terrassons Spielkonzept auf. Nämlich einerseits als ein pianistischer Suspense- und Understatement-Meister zu agieren, der einen Standard immer weiter bis auf ein einfachstes Riff reduziert. Am eindrücklichsten wohl die ostinate Bassfigur von „Maraba blue“. Dann aber wieder die Fülle unterschiedlichster Anspielungen! Abenteuerlichste, die Tonalität untergrabende Harmonieübergänge, lässig eingeworfene blaue Noten, die Standards wie „Take five“ zu so nie gehörten Erlebnissen werden lassen. Tongerippe neben Hymnik.

Zwischen Jazz-und Barpianist sich bewegend, angeregt wohl durch die Clubatmosphäre des Roten Saals und ein locker reagierendes Publikum, gab sich Terrasson zunehmend launig. Umstritten vielleicht die Publikums-Hitabfrage im zweiten Set – es wurde ein Blues und was für einer – und das eher uninspirierte Zugabefragment. Trotzdem: höchste Zustimmung zum Konzertende.

Klaus Gohlke